Fußballweltmeisterschaft
Bald geht sie also los, aber was mich momentan richtig nervt, ist die Tatsache, das alles, ja aber auch wirklich alles und jeder nun mit WM-Sonderaktionen, mit Schwarz-Rot-Gold auf den Angeboten etc. wirbt. Ich will eine normale Grill Wurst und keine Podolski Special Wurst oder einen Gomez Eisbecher.
Egal, worum es mir…
… eigentlich geht es nochmals um unsere Nationalhymne. Ich habe ja bereits nach der Fußball EM 2008 in einem Beitrag über die Entstehung berichtet.
Nun kamen kürzlich die folgenden Fragen im Freundeskreis auf: seit wann eigentlich nur die 3. Strophe gesungen wird, welches Hymne Deutschland nach dem 2. Weltkrieg hatte und wer diese als Nationalhymne festgelegt hat?
Damit auch Sie mit Wissen glänzen können, hier die Informationen die ich im oben erwähnten Beitrag nicht genannt habe.
Erstmals öffentlich gesungen wurde das Lied der Deutschen (unsere jetzige Hymne) … na klar hier in Hamburg… und zwar im Jahre 1841 am 5. Oktober. Zu dieser Zeit weilte der Badische Politiker Carl Theodor Welker in Hamburg und ihm zu ehren wurde sie von Mitgliedern der Hamburger Liedertafel und der Hamburger Turnerschaft von 1816 dargebracht.
Erst in der Weimarer Republik, am 11. August 1922, wurde diese Hymne dann vom sozialdemokratischen Reichspräsidenten Friedrich Ebert zur Nationalhymne erklärt (alle drei Strophen).
11 Jahre später, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, wurden die zweite und die dritte Strophe des Deutschlandliedes nicht mehr bei öffentlichen Anlässen gesungen. Nach der Nationalhymne folgte immer das Horst Wessel Lied um so die Einheit zwischen Staat und Partei zu zeigen. Dies wurde ab 1940 Vorschrift.
Nach Ende des 2. Weltkrieges hat der Kontrollrat der Siegermächte mit Gesetz Nr. 154 „deutsche“ Nationalhymnen zunächst ganz allgemein verboten.
Aber ein Land benötigt ja eine Hymne, aber in den ersten Jahren nach dem Krieg hatte man besseres und wichtigeres zu tun als sich um eine Hymne zu kümmern.
1950 hat unser erster Bundespräsident Theodor „Papa“ Heuss den befreundeten Dichter Rudolf Alexander Schröder gebeten eine neue Nationalhymne zu schaffen. Dies tat er dann auch und bei seiner Rundfunkansprache zum Jahresende 1950 las der Bundespräsident den folgenden Text vor:
Land des Glaubens, deutsches Land,
Land der Väter und der Erben,
Uns im Leben und im Sterben
Haus und Herberg‘, Trost und Pfand,
Sei den Toten zum Gedächtnis,
Den Lebend’gen zum Vermächtnis,
Freudig vor der Welt bekannt,
Land des Glaubens, deutsches Land!
Land der Hoffnung, Heimatland,
Ob die Wetter, ob die Wogen
Über dich hinweggezogen,
Ob die Feuer dich verbrannt,
Du hast Hände, die da bauen,
Du hast Herzen, die vertrauen,
Lieb‘ und Treue halten stand,
Land der Hoffnung, Heimatland!
Land der Liebe, Vaterland,
Heil’ger Grund, auf den sich gründet,
Was in Lieb‘ und Leid verbündet
Herz mit Herzen, Hand mit Hand.
Frei, wie wir dir angehören
Und uns dir zu eigen schwören,
Schling‘ um uns dein Friedensband,
Land der Liebe, Vaterland!
Diese „Hymne an Deutschland“ vertonte dann Hermann Reutter. Das Sie diese „Hymne an Deutschland“ wahrscheinlich noch nie gehört haben, hat folgenden Grund.
Zwischen „Papa“ Heuss und Bundeskanzler Konrad Adenauer enstand nun eine längere Debatte, denn der Bundeskanzler bevorzugte die dritte Strophe des Deutschlandliedes.
Hier ein Auszug aus dem Briefwechsel zwischen Bundespräsident Theodor Heuss und Bundeskanzler Konrad Adenauer:
Briefwechsel Heuss Adenauer
(Quelle: Bulletin der Bundesregierung, Nr. 51/ S. 537 vom 6. Mai 1952)
Naja, um die lange Geschichte etwas zu kürzen, man einigte sich schließlich darauf, dass die 3. Strophe nun Nationalhymne sei.
Zeitsprung: 1991 Wiedervereinigung
Zwei Staaten werden zu einem, aber man hat zwei Nationalhymnen. Was tun?
Es folgte ein Briefwechsel zwischen Bundespräsident von Weizsäcker und Bundeskanzler Dr. Kohl:
Briefwechsel Weizsäcker Kohl
(Quelle: Bulletin der Bundesregierung, Nr. 89/ S. 713 vom 27. August 1991)
Also: 3. Strophe singen, wenn die WM losgeht… und wenn Sie mitspielen wollen (ich meine per Instrument, nicht auf dem Rasen):
Andrea Bentschneider
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