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Das Goldschiff

Nach jahrelangen Recherchen in den diversen Passagierlisten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts kann ich heute, wenn ich einen Schiffnamen höre, meist aus dem Stehgreif sagen, ob dieses Schiff von Hamburg, Bremen oder einem anderen europäischen Hafen abgefahren ist.

Viele dieser Schiffe haben eine bewegte Geschichte und an Bord waren „Hoffnung und Leid“ ständige Begleiter.
Das größte „Rätsel“ gibt…

… das Hamburger Auswanderschiff „Cimbria“ auf.

Bild freundlicherweise von ancestry.de zur Verfügung gestellt

Dieses 1868  in Schottland gebaute Schiff fuhr für die Hamburg-Amerikanische Packetfahrt Actien-Gesellschaft (Hapag) im Pendelverkehr zwischen Hamburg und den USA.  Es hatte 3.037 BRT und eine Geschwindigkeit von 12.5 Knoten was ungefähr 23 km/h entspricht. Zum Vergleich: Die Titanic hatte 46.329 BRT und die heutigen Kreuzfahrtschiffe der Aida-Line erreichen etwa 21,8 Knoten oder 40 km/h.

1. Seite der Passagierliste der letzten Fahrt der Cimbria

Und wenn man ganz genau hinsieht, erkennt man oben rechts in der Ecke folgendes:

Am  17. Januar 1883 verließ die Cimbria zum letzten Mal den Hamburger Hafen. In den frühen Morgenstunden des 19. Januar kommt es bei Borkum im dichten Nebel zu einer schweren Kollision zwischen der von Kapitän Julius Hansen geführten Cimbria und dem von Captain Cuttil geführten englischen Dampfer „Sultan“ von der Hull and Hamburg Line. Der britische Dampfer rammt die Cimbria an der Backbordseite, die infolge der unter der Wasserlinie aufgebrochenen Bordwand sehr schnell zu sinken beginnt.  437 Menschen verlieren ihr Leben und nur 65 überleben die Katastrophe.

Soweit die traurige Geschichte der Cimbria. Doch was mich immer wieder verblüfft sind die Anfragen nach der Passagierliste dieses Schiffes.

2007 erhielt ich eine Suchanfrage aus Frankreich. Die Familie von Marie-Claude sei von Hamburg aus in die USA aufgebrochen, dort aber nie angekommen. Ergo sie müssen auf der Cimbria gefahren sein. Nach kurzer Recherche konnte ich feststellen, dass die Familie wohl etwas verwechselt hat, denn sie ist nach Süd-Amerika ausgereist.

Im März dieses Jahres erhielt ich eine Anfrage aus den USA wo ein Kunde die Abfahrtsliste der Cimbria aus dem Jahr 1888 suchte. Nach meiner Antwort, dass dieses Schiff bereits 1883 gesunken sei, bekam ein eine eingescannte (gibt es eigentlich ein Deutsches Wort für scannen?) Liste die tatsächlich 1888 und den Namen Cimbria zeigte. Nach mehreren Mails war Bob dann auch davon überzeugt, dass seine Liste wohl nicht so ganz stimmen könnte. Einerseits war er froh, diesen Irrtum aufklären zu können, andererseits habe bereits sein Vater dieses Dokument wie seinen Augapfel gehütet und es sollte als Familienerbstück weitergereicht werden.

Letzte Woche erhielt ich einen Brief aus Hessen. In der Familie von Herrn Schmidt (ich nenne ihn mal so) gibt es die Legende, dass Vorfahren auf dem „Goldschiff“ in die USA ausgewandert sein sollen.

Goldschiff???

Auf der letzten schicksalhaften Fahrt reiste ein Darmstädter Kaufmann in der Ersten Cajüte (heute würde man Erste Klasse sagen). Dieser Spielzeughersteller Moritz Strauss hatte nicht nur Puppen und Miniatur-Küchen aus Porzellan für Kunden in Amerika als Gepäck dabei, sondern soll mindestens zwei Millionen Goldmark im Safe der Cimbria hinterlegt haben. Mit diesem Geld / Gold wollte er angeblich in den Staaten expandieren…

Auf einer Routinefahrt entdeckte 1974 das Suchschiff „Wega“ zufällig das Wrack der Cimbria,  knapp 20 Seemeilen vor der Insel Borkum in etwa 29 Meter Tiefe. Seitdem wurde eifrig nach dem Goldschatz der Cimbria getaucht und gesucht und getaucht und gesucht,  allerdings ohne Erfolg.

Bis heute wurde KEIN Gold gefunden.

Doch zurück zu Herrn Schmidt und seiner Anfrage: Auch seine Vorfahren waren (Gott sei Dank) nicht an Bord. Was allerdings die Frage aufwirft, wo diese geblieben sind. Aber das ist eine andere, bestimmt ebenso spannende Geschichte aus der Welt der Ahnenforschung.

2 Kommentare zu “Das Goldschiff”

  1. Joachim Schmidt sagt:

    Der nsc cimbria 1900 hat die schiffsfahne als vereinswimpel.

    Ich hatte als vorstand des vereins mit der bergungsfirma seaexplorer im jahr 2001 kontakt.

    leider sind im verein im rahmen eines umzuges wichtige alte dukomente spurlos verschwunden. (uralte versicherungspolizen)

    der kapitän vor hansen hieß schmidt

  2. Bernd Ratfisch sagt:

    Die Sache mit dem Goldschatz ist schon witzig. Die Geschichte vom Schatz tauchte nämlich erst mit der Seaexplorer Expedition 2001 auf. Vorher, z.B. in dem Rundfunk Feature von Günter Beyer („Cimbria – Havarie vor Borkumriff“) aus dem Jahr 1994(?) oder in weiteren Quellen aus den 70er oder 80er Jahren ist davon keine Rede.
    Man stelle sich das nur einmal vor:
    Die höchste Goldmünze des Kaiserreichs zwischen 1871 und 1913 war die 20-Mark-Münze. Will Herr Strauss also 2 Millionen in Münzen in seinem Gepäck dabei gehabt haben, so reden wir von 100.000 Münzen mit einem Einzelgeicht von 7,96 Gramm (bei einem Durchmesser der Münze von 2,25 cm). Macht in der Summe mal eben einen Posten von 796 Tonnen.
    Und den ließ Herr Strauss im Schiffstresor hinterlegen?
    Wozu schleppt Herr Strauss denn überhaupt Bargeld mit in die USA?
    Im Jahre 1883 gab es bereits eine Filiale der Deutschen Bank in New York. Somit konnte ein deutscher Geschäftsreisender, sofern ein Konto bei der Deutschen Bank existierte, in New York problemlos bargeldlos bezahlen, Wechsel einlösen, Überweisungen tätigen oder Schecks ausstellen.
    1883 ist nicht mehr Mittelalter… Die Epoche des modernen internationalen Bankwesens hatte in der Gründerzeit bereits begonnen…

    Also – logisch, dass man kein Gold gefunden hat… Aber warum begann die Suche nach dem Gold ausgerechnet mit der Seaexplorer Expedition?


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