Eine Seefahrt die ist (nicht) lustig…
Im 19. Jahrhundert kam die Landbevölkerung meist nicht weit von ihrer Arbeitsstätte weg. Maximal das nächste Dorf wurde besucht, warum also in die Ferne schweifen?
Nur man musste sich die Überfahrt auch leisten können. Die Überfahrt im Zwischendeck eines Segelschiffes betrug immerhin bis zu zwei Drittel des Jahreseinkommens eines Bauernknechts. Nur hatten die wenigsten Menschen soviel Erspartes. Nichtsdestotrotz wagten viele die teilweise bei schlechten Winden bis zu 3-monatige Reise indem sie ihr gesamtes Hab und Gut verkauften oder sich sogar für die nächsten 3-5 Jahre als Arbeitskraft auf einer amerikanischen Farm oder südamerikanischen Hacienda verdingten.
Als Kreuzfahrt konnte man die Reise allerdings kaum bezeichnen, eher als Abenteuer. Abenteuerlich war auch das Essen auf den Schiffen. Zwar war die Reise „All-inclusive“, aber die Reederei wollte ja Geld verdienen, also gab es in der ersten Tagen der Reise noch ab und zu Frischfleisch und Obst. Da es aber bekannter weise keine Kühlschränke gab, aß man meist dünne Suppe, viele Hülsenfrüchte (Erbsen Bohnen, Linsen und Graupen) und trockenen Schiffszwieback oder Trockenfrüchte. Na, dann Prost Mahlzeit.
Wie Sie ganz rechts sehen können, wurde bei der Ankunft (in diesem Fall in New York) die Person in der Passagierliste gestrichen und als Vermerk died (verstorben) notiert. Selbstverständlich bedeutete dies dann auch, dass es sofort zu einer Seebestattung kam. Und das war kein Einzelfall. Angeblich sollen zehn Prozent aller Reisenden bereits während der Überfahrt gestorben sein, weil sie in den absolut unzureichenden hygienischen Verhältnissen zusammengepfercht wurden. Besonders traurige Berühmtheit erlangte die „Leibnitz“: Auf der Reise von Hamburg nach New York, (1. November 1868 bis 21.Januar 1869) verstarben während der Überfahrt 105 Passagiere an Cholera, die etwa 300 überlebenden Passagiere waren in einem erbärmlichen Zustand. Die New Yorker nannten die Einwandererschiffe daher auch scherzhaft einfach nur „Sargschiffe“.
Etwa 58 Mio. Amerikaner gaben bei der Volkszählung im Jahr 2000 an, deutsche Vorfahren zu haben, das sind ca. 27 % der amerikanischen Gesamtbevölkerung.
25 November 2007 um 21:09
Hallo,
sehr interessant dieser Artikel. Habe gerade mit der Ahnenforschung angefangen und herausgefunden, dass auch aus meiner Verwandschaft ganze Familien ausgewandert sind. Die Eltern 55 und 52 Jahre alt mit erwachsenen und kleineren Kindern. Man mag sich garnicht vorstellen, wie strapiziös so eine Reise war.
Hoffe noch auf viel interessantes auf Deiner Seite.
Katharina
05 Mai 2010 um 17:26
Muss auch sagen das der Artikel hoch interessant zu lesen ist auch wenn er schon etwas älter ist. Aber er ist in keinem Fall angestaubt sondern echt sehr interessant, vor allem die ganze Thematik! Gruß
09 April 2014 um 09:29
Zum Stichwort Bessarabien möchte ich auf den neuen Moldova-Guide im Trescher Verlag hinweisen, der nicht nur die heutige Republik Moldau, sondern ganz Bessarabien beschreibt. Mit freundlichen Grüßen
http://www.trescher-verlag.de/reisefuehrer/osteuropa/moldova.html?aid=80b88618